Danach gings auf in den Park. Am Visitor Center durften wir auch gleich etwas besonderes sehen, zwei Teleskope waren aufgestellt. Durch das eine konnte man Sonneneruptionen betrachten, durch das andere das Magnetfeld der Sonne. Sehr lehrreich. Vor allem hatte die Dame mit dem Eruptionsteleskop ihren Text perfekt auswendig gelernt und den habe ich beim Warten auf die anderen Postkartenkäufer mehrmals anhören dürfen. Dafür weiß ich auch immernoch, dass jede Eruption fünfmal so groß wie die Erde ist.
Im Bryce Canyon geht es eigentlich gar nicht um den Canyon sondern um die einzigartigen Steinsäulen, die sich hier durch Erosion im Lauf der Jahrtausende gebildet haben. Die stehen am Anfang des Canyons in einem Halbrund, dem sogenannten Amphitheater. Um das herum streuen sich auch die meisten Aussichtspunkte. Hinunter kann man auch, das hätte mich auch wieder sehr interessiert, aber wie immer sind wir da zeitlich zu knapp bemessen und man müsste auch lange vorher buchen in der Regel. Wer zu faul zum Laufen ist könnte die Tour auch zu Pferde genießen, das hätte ich auch allein anhand des Geruchs herausfinden können. Nunja, wir haben sämtliche Aussichtspunkte mal angefahren und –gelaufen und am ein oder anderen wieder nette Leute kennengelernt, ein Knirps war sehr begeistert von meiner Kamera, da kommt man leicht ins Gespräch und lernt auch bald die Mutter dazu kennen. So langsam habe ich gemerkt dass die letzten Tage doch anstrengend waren. Die Temperaturwechsel zwischen Auto und draußen, vom Tag zur Nacht und noch dazu die Höhenmeter, das macht durchaus fertig. Im Bryce Canyon gibt es sonst nicht viel zu sehen, außer vielleicht Harley Davidson Biker die irgendwie so gar nicht ins Bild passen wollen (oder der Besuch von National Parks nicht ins Bild was man von Bikern hat), daher haben wir dort auch kaum einen halben Tag verbracht (eigentlich reicht es den Inspiration Point anzufahren, von dem aus man den berühmten Blick hat, aber im Winter wäre die Aussicht bestimmt auch sehr geil), schließlich wollten wir noch zum Arches National Park fahren.
Ein Glück, dass Sebastian auf der Fahrt durch die schöne und immer wieder abwechslungsreiche Landschaft Utah’s dann mal für kleine Prinzessinen musste. An einer kleinen Tanke in einem noch kleineren Örtchen entlang der Straße durch dünn besiedeltes Gebiet haben wir noch unseren Proviant aufgefrischt und auf gut Glück den Kassierer gefragt, ob er denn nicht einen Quarter von Maine für mich hätte. Beiläufig erwähnte er beim Durchschauen auch noch den seltenen Southern Mariana Islands Quarter, genau der fehlte ja Kristin noch und letztlich fand er auch noch einen von Maine. Zwei Sammlungen unverhofft vervollständigt, die Freude war groß. Whooooo. Da kann man schonmal den Autoschlüssel liegen lassen und es selbst erst gar nicht merken.
Dann wurde es aber richtig dünn besiedelt, bis wir in ein Gebiet kamen, wo es für über 100 Meilen schlicht keine Ausfahrt gab. Wer da vorher seine Ausfahrt verpasst, hat gelinde gesagt verschissen. Nur die ein oder andere View Area, also Aussichtspunkte, liegen an der Straße. Hier heißt aber auch jeder Rastplatz Aussichtspunkt. Bei den größeren Aussichtspunkten, wie dem gänzlich unbeeindruckenden Devil’s Canyon, kann man aber auch seinen Vorrat an indianischer Kunst auffüllen. Sehr witzig finde ich hier aber die sogenannten Runaway Truck Ramps. Also Rampen, auf die ein LKW Fahrer dann ausweichen kann wenn er zu schnell die steile Straße runtergefahren ist und die Kontrolle über sein Gefährt verliert. Im Prinzip sind das Kieselpisten, lustig wird’s nur dann, wenn eine solche Piste einfach mal an einer Steilwand im Berg endet. Leider zu spät gesehen um diese fotografisch zu dokumentieren.
Je weiter man ins weite Land hineinfährt umso billiger wird das Drängeln, nur noch $100 kostet das hier, das Maximum was wir gesehen haben waren ja $2000. Den Spaß könnte man sich bei so günstigen Raten ja mal gönnen, jetzt muss man nur noch jemanden finden, den man drängeln könnte. Hmpf. Nach den 100 Meilen ohne Ausfahrt sind wir in Green River rausgekommen und, unglaublich aber wahr, da gibt es tatsächlich einen grün bewachsenen, blauen Fluss. Außerdem gibt’s dort auch wieder mehr Fressschuppen als Motelzimmer. Meine Wahl fiel auf Arby’s, ein Burger- / Sandwich-Laden den ich bisher nicht kannte. Verdammt lecker muss ich sagen, das Turkey Bacon Club Sandwich von denen, auf richtig gutem Ciabatta Brot. Bisher der ungeschlagen beste Fastfoodladen hier, sogar bessere Sandwiches als Subway. Mensch, das Leben wird schwer wenn ich wieder in Deutschland bin…
Inzwischen mutierte die Landschaft fast in eine wüste Mondlandschaft, über der passenderweise auch der Mond zu sehen war, während wir die Sonne um Rücken hatten, bis es dann wieder felsiger wurde und wir den Arches National Park erreichten. Es war schon kurz nach 20 Uhr, aber der Park war erstaunlicherweise noch offen. Bei den anderen Parks geht spätestens um 18.30 Uhr die Schranke runter, hier verlässt nur das Personal die Stellung, reinfahren kann man aber weiterhin. Wie wir später herausfanden, ist der Park rund um die Uhr offen, weil Sonnenauf- und -untergang hier so schön sind. Kommt man also sehr früh und geht sehr spät, muss man gar keinen Eintritt zahlen. Der einzige Campingplatz des Parks war laut Aushang allerdings voll. Wenn wir schonmal da sind, könnten wir aber auch mal kurz reinfahren, vielleicht hängt das Schild da ja nur, damit nicht mitten in der Nacht noch Leute nach einem Zeltplatz suchen. Während Kristin zum Parkeingang zurücklief um eine Karte zu holen, haben Sebastian und ich Schabernak mit den vorm Visitor Center stehenden Figuren getrieben und wiedermal bescheuerte Fotos gemacht (einige von denen sind sogar mir zu bescheuert um sie hier öffentlich mit jedem zu teilen). Der Campingplatz des Parks ist sehr tief im Park, weshalb wir uns dann doch dazu entschlossen nur noch kurz am nächsten Aussichtspunkt ein paar Fotos zu machen um dann den Park zu verlassen, bevor andere Campingplätze auch noch ihre Tore dicht machen. Unweit des Arches liegt die kleine Stadt Moab und wir fanden auch gleich einen recht leeren Campingplatz, 10 Miunten später wären wir nicht mehr reingekommen. Wir entschlossen uns dann, hier 2 Nächte zu verbringen und uns so eine Motel-Übernachtung in Salt Lake City zu sparen, denn wir waren gut in der Zeit, aber leider nicht gut genug um noch zum Yellowstone National Park hochzufahren. Immerhin hatten wir so die Chance, wenigstens einen richtigen Sonnenuntergang in einem National Park zu erleben, eine sehr gute Entscheidung wie sich zeigen würde.
Wozu am Campingplatz die Zeltplätze überdacht waren, ist mir ein Rätsel. Die Sonne knallte trotzdem drauf und regnen tut es hier wohl eher selten. Der Sand, auf dem man das Zelt aufstellen sollte war auch nicht besonders weich. Egal. Da fällt es nicht schwer, am Morgen früh um 5 Uhr loszufahren, um im Park den Sonnenaufgang zu erleben. Ein paar schöne Aufnahmen sind da herausgekommen und ein wildes Kaninchen ist mir auch vor die Linse gelaufen (und dann hab ich es konsequent verfolgt). Der Arches National Park ist für seine namensgebenden Gesteinsbögen bekannt, die über Jahrtausende von Wind aus dem Sandstein herausgeformt wurden. Das ist schon faszinierend. Irgendwann stürzen diese Bögen dann auch mal ein, zuletzt ist einer vor ziemlich genau zwei Jahren in sich zusammengefallen. Am Vormittag in den Park zu gehen ist eine gute Idee, erstens ist es da noch nicht so warm und zweitens sind nur wenige Leute da. Wenn, dann sind es andere Hobbyfotografen mit denen man sich natürlich auch gleich gut versteht, oder, es sind Deutsche. Hier haben wir massig Landsleute getroffen. Vor allem im sogenannten Devil’s Garden, den man zu Fuß erkunden muss. Ein Rundgang ist bis zu 20km lang. Wir sind auch ein ganzes Stück da rein gelaufen und waren sehr erstaunt, wie die Hauptroute verlief, über steile Felsen wo man rechts und links tief runterstürzen könnte und zwischen engen Steilwänden hindurch. Alles ungesichert. Ich find’s gut, verschandelt nicht die Gegend, in Deutschland wäre hier aber bestimmt längst ein stabiles Metallgeländer und möglicherweise sogar Metalltreppen über das Gestein gebaut. Da will man gar nicht wissen wie der „unbefestigte“ Teil der Route aussieht, den man laufen muss wenn man den langen Rundgang machen will und nicht auf der „befestigten“ Hauptroute zurück will.
Im Park fallen überall kleine Steinhaufen auf. Zuerst dachten wir, da haben halt Kinder ihren Spaß gehabt, bis wir dann festellen durften, dass die wahren Spielkinder die Parkranger waren. Denn die haben diese Steinpyramiden als Wegmarker aufgestellt. Außer den paar Bögen ist der Park zunächst eher unbeeindruckend, denn das umliegende Flachland ist nicht wirklich was besonderes. Wenn man dann aber hoch oben in so einem Bogen drinsteht sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Man sollte dort aber höllisch aufpassen, das Nichtvorhandensein von Brüstungen verleitet zwar dazu zu denken, es sei sicher überall hinzulaufen oder hochzusteigen, aber man merkt dann doch schnell, dass es zwar sehr leicht ist hinaus zu laufen oder hinauf zu steigen, der Rückweg sich dann manchmal aber etwas schwieriger gestaltet. Außerdem ist es ja Sandstein und wenn der dann mal etwas sandig ist, wird der vermeintlich feste Tritt schnell mal rutschig. Sebastian habe ich da mal einen echten Schrecken eingejagt, als mir mein linker Fuß kurz ein wenig wegrutschte. Aus meiner Sicht total undramatisch, da die Stelle eher flach war, aber auf dem Foto habe ich dann gesehen, dass das aus seiner Perspektive wohl sehr dramatisch gewirkt haben muss (vor allem nachdem mir dann noch meine Flasche runtergefallen ist und die sich schnell in den Abgrund verabschiedete). Schließlich sind wir noch zum Aussichtspunkt zum Delicate Arch, dem berühmtesten Bogen des Parks und vermutlich sogar der Welt, gefahren. Spätestens jetzt war mir klar, den muss ich mir auch noch aus der Nähe anschauen.
Den Nachmittag haben wir dann am Campingplatz verbracht, uns im Pool und Jacuzzi nochmal richtig entspannt und ausgeruht, der Weg zum Delicate Arch ist lauf Parkbroschüre sehr anstrengend. Klingt richtig dramatisch, dass man mit weniger als 2 Litern Wasser pro Person den Weg gar nicht antreten sollte und die grob 5 Kilometer hin und zurück mit 3 Stunden veranschlagt waren. Gut, man muss immerhin 150 Höhenmeter auf dem Hinweg überwinden und das überwiegend eine gewaltige Gesteinsplatte hinauf. Letztlich war es gar nicht so dramatisch, Sebastian und ich haben 38 Minuten gebraucht und das inklusive kurzer Fotostops. Man muss fairerweise aber zugeben, dass es an dem Tag nicht sehr heiß war und die Sonne durch die dicke Wolkendecke nicht runterknallte. Außerdem sind wir ja noch jung. Die letzten 100m muss man nochmal richtig aufpassen, nur ein ein Meter breiter Weg zwischen Steilwand und Abgrund. Die Anstrengung hat sich aber absolut gelohnt. Selbst ohne Sonnenuntergang sollte man bei einem Besuch des Arches unbedingt den Weg zum Delicate Arch auf sich nehmen. Absolut faszinierend, was der Wind hier im Lauf der vielen Jahre geschaffen hat. Es wirkt fast wie eine Arena, was er hier aus dem Gestein geformt hat. Man sitzt dann gegenüber des Delicate Arch und kann die lange Kurve entlang bis zum Arch hinlaufen. Man kann die sogar recht gut und ungefährlich rennen, haben wir festgestellt. Oben angekommen wurden wir auch gleich wieder von Deutschen begrüßt. Ein Arzt im Ruhestand, der seit 15 Jahren hier her kommt. Mit ihm haben wir uns sehr gut unterhalten, er ist ebenfalls Hobbyfotograf. Somit auch gleich das auserkorene Opfer, uns beide unter dem Delicate Arch abzulichten. Er witzelte noch, da er seine richtige Kamera vergessen hatte, könnte er es vielleicht schaffen mit seinen alten Knochen noch mit meiner neuen Kamera zu flüchten. Glaub ich nicht, außerdem vertrauten wir ihm nach dem guten Gespräch weit genug. Wir merkten dann auch gleich, dass wir dem richtigen Mann die Kamera in die Hand gegeben hatten. Selbst von fern waren wir uns sicher, dass er gute Fotos gemacht hatte. Auch hinterher bestätigte sich diese Vermutung. Wenig später haben er und seine Frau sich dann aber verabschiedet, da sie nicht mehr mit einem Sonnenstrahl auf den Steinbogen rechneten. Ich sollte anmerken, dass wir 2 Stunden vor Sonnenuntergang dort oben waren.
Es ist dann schon eine echt tolle Atmosphäre, mit den anderen, teils ebenfalls Hobbyfotografen, auf einen Sonnenstrahl auf den Arch zu warten. Zwischendurch haben wir ja auch noch ein Video gemacht. Dann war es endlich so weit, die Sonne sank unter die Wolkendecke und plötzlich stand der Delicate Arch im wunderschönen Abendrot. Da er die ganze Zeit im Schatten stand war das ein richtig toller Moment. Und dann kam da dieser Vollpfosten, man kanns echt nicht anders sagen, der der Meinung war, dass das doch ein richtig guter Augenblick wäre sich unter den Bogen zu stellen. Die Menge tobte und der Kollege merkte recht schnell, dass er sein Vorhaben lieber abbrechen sollte, wenn er nicht riskieren wollte von der Meute in Stücke gerissen oder in den Abgrund gestürzt zu werden. Dann war jeder erstmal mit Fotomachen beschäftigt, bis ich mir dann dachte, dass ich genug Bilder habe und mich hingesetzt habe um das Ereignis einfach zu genießen. Man glaubt es kaum, aber dieser Sonnenuntergang ist das Schönste, was ich je gesehen habe (sorry Mädels). Eigentlich total banal, aber doch so großartig. Ich kanns weder in Worte noch in Bilder richtig fassen, man muss es einfach selbst erleben. Hier würde ich jederzeit wieder herkommen.
Als die Sonne dann fast untergegangen war, mussten wir uns doch recht schnell den Rückweg antreten, da einige Tropfen des gemeldeten Gewitters gefallen waren und es entfernt schon blitzte. Auf dem Weg nach unten haben wir noche in Pärchen getroffen, das auf dem Weg nach oben war und Sebastian konnte es sich nicht verkneifen sie, meiner Meinung nach etwas unhöflich, zu fragen, ob sie wirklich ernsthaft vorhätten, jetzt noch da hoch zu steigen. Letztlich haben wir sie wieder am Parkplatz getroffen und noch über eine halbe Stunde sehr gut unterhalten. Interessante Leute.
Eigentlich hatten Sebastian und ich vor, am nächsten Morgen nochmal tief in den Devil’s Garden zu laufen um am Double-O-Arch nochmal unser Glück mit einem Sonnenaufgang zu versuchen. Wir haben dann aber einstimmig beschlossen, dass der Sonnenuntergang am Delicate Arch mit nichts zu übertreffen wäre und dieser daher die letzte Erinnerung an den Arches und die National Parks an sich sein sollte. Ein mehr als gelungenes Finale unserer Tour durch die National Parks und inzwischen unumstritten das absolute Highlight der Reise, wenn man denn überhaupt versuchen will eine Rangfolge der vielen tollen Sachen, die wir bisher gesehen haben, zu machen.
Am nächsten Morgen wurden wir aufgrund der Hitze früh wach und wurden außerdem von einer Gottesanbeterin auf dem Zelt begrüßt. Außerdem sind wir wieder unglaublich verstochen, man glaubt gar nicht dass hier draußen noch so viele Stechviecher unterwegs sind. Auf nach Salt Lake City.
Heute bin ich mal die erste ... :)
AntwortenLöschenDas sind ja super viele Bilder. Die Landschaft muss traumhaft schön sein und ihr habt scheinbar viel Spaß miteinander ...
Schöne Zeit noch ...