Oregon


So, endlich habe ich wieder einmal Gelegenheit mich zu melden, wobei ich, im Gegensatz zu bisherigen Beiträgen, unterwegs nicht zum Schreiben gekommen bin (verwunderlich eigentlich) und jetzt hier am Campingplatz (momentan sind wir in einer Ortschaft namens Ashland, zwischen Crater Lake und noch ca. 7 Stunden Fahr von San Francisco entfernt) im halbdunkel sitze. Mal sehen wie weit ich komme bevor der Akku schlappmacht.Ansonsten gibt’s erstmal einen Teil, der Rest folgt dann demnächst, hoffentlich von San Francisco aus. Erstmal zurück nach Seattle, immer schön chronologisch, denn Ordnung muss sein!

Breakfast of Champions. Im Walmart hatten wir uns wunderbare Peter Pan Crunchy Peanut Butter gekauft, zusammen mit Blueberry Jam (Blaubeermarmelade) auf ultraweichem Brot ergibt das eine salzig-süße Kalorienbombe. Stopft und hält erstmal ne Weile. Yumm. Ab ins Auto. Ein paar Punkte noch zum dazu. Typisch amerikanisch muss man nahezu nichts selbst machen. Automatikgetriebe und Tempomat sind ja erstmal nichts ungewöhnliches. Die Schiebetüren hinten dann schon eher. Man kann sie auf vielerlei Weise automatisch öffnen. Am Schlüssel sind Tasten, den Türgriff braucht man auch nur leicht nach außen ziehen, dann summt sie ebenfalls auf. Man fragt sich wirklich, wozu da überhaupt noch griffe sind und nicht einfach Knöpfe. Von innen sieht es ähnlich aus, einfach Knopf drücken, Tür zu. Wollen die „Eltern“ von vorne mal nach den Kindern schauen müssen sie sich auch nicht die Mühe machen, sich umzudrehen, einfach in der Deckenkonsole einen verzerrten Spiegel runterlassen und man hat alles im Blick. Bei all dem Schnickschnack ist das tollste an der Innenausstattung aber: Steckdosen. Es ist schon beinahe als dekandent zu bezeichnen, zu zweit hinten im Auto zu sitzen und uneingeschränkte Laptopnutzung zu haben (fehlt nur noch eine Satellitenverbindung ins Internet…). Umso erstaunlicher, dass ich bei all der Zeit im Auto nicht dazu gekommen bin einen Bericht zu schreiben.

Am Montag (also unser Montag) haben wir dann Seattle verlassen. Es gab viel zu sehen, viel Nebel. Unterwegs sind wir nochmal einkaufen gegangen und ich hatte endlich Gelegenheit in einen Best Buy (ich bin doch nicht blöd) zu latschen und meine Kameraausrüstung um weitere essentielle Teile zu erweitern. Fündig wurde ich leider kaum, aber allein ein vergleichsweise (zu europäischen Preisen) sehr günstiger zirkularer Polfilter war den Besuch schon wert. Außerdem war es endlich mal eine Gelegenheit ein wenig mehr englisch zu reden, denn ansonsten kommt man erstaunlich wortkarg hier durch. Ich muss kurz ausholen die überagenden Vorteile eines Polfilters zu erläutern. So ein Teil ermöglicht es zum Beispiel, Reflektionen rauszufiltern, wodurch es möglich wird durch sonst reflektierende Fensterscheiben, wie z.B. die Frontscheibe des Autos hindurch zu fotografieren. Viel entscheidender ist aber, dass man durch den Filter den Himmel und das Wasser viel blauer, die Landschaft viel grüner machen kann. Jetzt kennt ihr das Geheimnis der (hoffentlich bald folgenden) schönen Fotos. Ich liebe das Teil.

Raus aus dem schönen, diesigen Bundesstaat Washington, rein nach Oregon. Ich habe jetzt auch angefangen Quarters zu sammeln, da gibt es von jedem Bundesstaat ein eigenes Motiv, ist also ähnlich wie die Euros. 4 hab ich schon, fehlen nur noch 53 (inklusive Sondermünzen). Nach Portland kamen wir vergleichsweise fix. Dort wollten wir auch nur einen kurzen Zwischenstop machen um den größten Buchladen der Welt zu besichtigen. Wäre es der größte DVD-Laden der Welt wäre das für mich natürlich eine nahorgasmische Erfahrung gewesen, aber auch der Buchladen war schon verdammt beeindruckend. Über eine Million Bücher gibt es da. Von Standardware bis hin zu echten Raritäten, aus aller Herren Länder, gebraucht, neu. Es gibt nichts was es da nicht gibt. Beinahe hätte ich eine Biografie meines Lieblingsschauspielers, James Stewart, gekauft, habe es dann aber doch gelassen, ich hab ja eh keine Zeit zum Lesen.

Das wars eigentlich auch schon zu Portland, somit ist es vielleicht gut, dass ich hier gleich über zwei Tage schreibe, sonst wärs ja recht kurz und langweilig. Auf der Weiterfahrt Richtung Crater Lake (ein gewaltiger See in einem noch gewaltigeren Vulkankrater, der wiederum in einem noch gewaltigeren Nationalpark liegt) hab ich vom Beifahrersitz aus gleich mal fleißig mit dem Polfilter rumgespielt, bis zur Ermüdung. Dabei war das interessanteste auf der Fahrt eigentlich ein Waldbrand, von dem wir linkerhand die gewaltigen Rauchschwaden bewundern konnten, erste Assoziation war ehrlich gesagt: Atomexplosion. Aber nur ganz kurz... Auf dem Weg haben wir dann auch festgestellt, dass die Handyhalterung einen leichten Schaden abbekommen hat und ab und zu spontan auseinanderfällt. An sich ein uninteressantes Detail, führte allerdings dazu, dass ich erführ, dass man die Lösung, nämlich Superglue (=wahnsinnig bombenfester Kleber, mit dem du dir auch gerne mal die Hände zusammenpappen kannst) hier nur gegen Vorlage des Personalausweises kaufen kann. Wenig später kamen wir dann auch an Sebastians vermeintlicher Heimat, Coburg, sowie Florenz und Springfield (hallo Simpsons) vorbei.

In Dexter entschieden wir uns dann dafür Rast zu machen und fuhren auf einen Campingplatz, der genau an der Straße (OR-58) lag, auf der anderen Straßenseite gab es dann einen wunderschönen großen See, ein kleiner Vorgeschmack auf den Crater Lake. Der Campingplatz war an sich sehr hübsch, wie wir feststellen konnten auch teilweise Seniorenheim. Hier haben sogar die Straßen auf dem Campingplatz Namen und gerne hätte ich den hier ansässigen Leuten das Prinzip des abnehmenden Grenznutzens erklärt. Denn wie schon mehrfach vorher konnte man auch hier beobachten, dass die Massen von Rasensprengern auch dann noch munter weiterlaufen dürfen, wenn der Boden schon gar nicht mehr aufnahmefähig ist und das Wasser längst in Strömen die Straße runterläuft. Mir hams ja. Wir waren dann auch die einzigen, die mit einem Zelt auf dem Campingplatz waren, alle anderen hatten ihre schönen großen Wohnwägen. Die Tent Area wahr recht schön gelegen, nicht eine bloße Wiese, auch einige Bäume gabs. Tisch und Bänke, sowie saubere(!) Klos und Duschen standen auch zur Verfügung (aber nur mit Türcode, der für Nichtgäste auch waaahnsinnig schwer zu kriegen wäre… falls die zu blöd sind ein Anmeldeformular am Büro zu ziehen). Extra für faule Zelter stand auch ein Plumsklo bereit. Äh ja, danke, aber nein danke. Unser Zelt haben wir dann auch mit Blick auf unser Auto und damit auch mit Blick auf besagtes Plumsklo ausgerichtet. Hätte der Wind mal gedreht, wären wir sicher schnell vom unwiederstehlichen Pisssteingeruch  aufgewacht, was glücklickerweise aber nicht passierte. Sebastian und ich sind dann kurz rüber zum See gegangen um ein wenig Prävisualisierung zu betreiben (=man holt sich schonmal Motivideen für Fotos, die man dann später macht). Nach dem Abendessen (Brotzeit. Wurst. Käse. Brot.) haben wir uns ins 4-Mann-Zelt gequetscht, ob da 4 Amerikaner reinpassen würden wage ich zu bezweifeln. Man merkt unserer Gruppe auch deutlich an, dass wir die letzte Zeit in unterschiedlichen Klimazonen zugebracht haben. Während meine Mitreisenden sich recht schnell mit Fließpullovern in die Schalfsäcke lümmelten, lag ich recht leichtbekleidet noch Stunden auf dem Schlafsack, bevor es dann gegen morgen auch mir ein wenig frisch wurde. Die Nacht war an sich sehr ruhig, zumindest akustisch. Es ist schon sehr bequem mit bloßem Schlafsack ohne Isomatte und so war ich laufend am Hin- und Her-Wälzen, jedesmal wenn sich ein Hüftknochen sich dem steinharten Boden geschlagen geben musste. Gegen fünf Uhr morgens erhielten wir dann noch unverhofft Besuch, ein wenig grotesk sah das aus, als eine Dame mit dem Auto neben dem Plumsklo halt machte um dieses dann zu besuchen. Mit ihr hätten wir bestimmt viel Schabernack treiben können, auf entsprechende Ideen kamen wir aber, wie könnte es anders sein, erst später.  
Außerdem hatten wir dazu gar keine Zeit, schließlich wollten Sebastian und ich ja schließlich den frühen Morgen nutzen um vor und im Sonnenaufgang Bilder vom See zu machen. Stativ sei Dank, so konnte viel experimentiert werden und ich denke in den 90 Minuten die wir an dem Ufer zugebracht haben, sind ein paar sehr schöne Aufnahmen rausgekommen, die ich auch sicher noch mit euch teilen werde, wenn ich sie denn mal entwickelt und hochgeladen habe. Auf dem Weg zurück wollten wir noch kurz auf der Straße ein Bild der idyllischen Kurve machen. Am besten, dachte ich mir, würde das aussehen wenn ich die Kamera auf dem Mittelstreifen postiere (und zwar am Boden). Wäre auch sehr hübsch geworden, da bin ich mir sicher. Sebastian warnte mich dann aber vor einem herannahenden Auto weshalb die Operation abgebrochen werden musste. Der wurde dann auchnoch langsamer und wie sich herausstellte, war es dann auch noch der Sherriff höchstpersönlich der sich da um mich sorgte. Mit dem haben wir uns dann aber ganz nett unterhalten und sind dann weiter. 

Da mein Akku jetzt wirklich schlapp macht und ich bald aufgrund des Blutverlustes durch Stechviecher das Bewusstsein verliere, lade ich noch schnell ein Bild vom Crater Lake hoch und dann solls das für heute mal gewesen sein. Der Text hier wird dann aber bei Gelegenheit noch ergänzt / verbessert, also schaut ruhig wieder hier rein. Oder ich mach einfach einen Eintrag Oregon 2. Bis dahin viel Spaß mit dieser Rohfassung. 


Teil 2





Das Frühstück am Dienstag bestand aus den üblichen Zutaten. Ein wenig Abwechslung habe ich persönlich ja doch ganz gern, so entstand mein Peanut-Butter-Barbecue-Chips-Sandwich. Recht lecker. Das härteste Brot das man hier finden kann ist immernoch weicher als deutscher Toast, auch wenn man es in den Toaster schieben würde, müsste man es schon arg braun werden lassen, um eine nicht nur im Labor feststellbare Konsistenzänderung beobachten zu können (so sagte man mir). Vermutlich sind da auch irgendwelche Weichmacher drin. Ich muss auch noch anmerken dass Kristin eine interessante Reaktion auf Zucker, vor allem in Verbindung mit Koffein, hat. Sie wird dann immer total aufgedreht bis hin zu anscheinender Beschwipstheit. Kann sehr lustig sein, manchmal dann auch ein wenig anstrengend, wenn man dann doch mal die Nachtruhe einhalten sollte.

Weiter gings auf die Straße Richtung Crater Lake. Inzwischen haben wir auch eine Kühlbox an Bord, soetwas wie Kühlakkus suchtst du im Walmart aber vergebens, hierzulande kauft man einfach einen Sack Eis, den man dann in die Box klatscht, das erklärt auch die Abflussöffnung. Will mans extra kalt, haut man noch ne handvoll Salz mit rein. Jetzt wo es in wärmere Gegenden geht sind eisgekühlte Dosen (because we CAN, get it?) Pepsi und Mountain Dew Gold wert. Pfand gibt’s hier ja auch keines und auf Dosen schon 2x net, die typische Wegwerfkultur. Außer in Californien, da (und nur da) gibt’s Pfand und interessanterweise bekommt man auch Geld für Flaschen, die man in einem anderen Staat gekauft hat und dort gar kein Pfand gezahlt hat. Mülltrennung ist dort auch langsam im Kommen.

Zurück auf die Straße. Die Gegend hier sah schon fast deutsch bzw. österreichisch aus. Straße, Nadelwald, Berge. Gegen mittag gabs den ersten Stau, wir durften über 40 Minuten (20min stehen, kurz fahren, 20min stehen) an einer Baustelle warten und ich glaube hier war es, wo ich mir den ersten leichten Sonnenbrand auf dem rechten Arm geholt habe. Mobile Ampeln haben die hier scheinbar nicht, die stellen lieber einen netten Herren dahin, der ein Schild hält. Damit jeder sicher durch die lange Baustelle kommt, darf man auch gar nicht alleine da durch, sondern wird netterweise von einem Baustellenfahrzeug durchnavigiert. Nach kurzer Rast an einem See (FotoFotoFoto) gings dann ungehindert weiter.

Wir merkten, dass wir so langsam in weniger dicht besiedeltes Gebiet vordrangen. Je weiter wir uns von der Zivilisation entfernten und uns dem Crater Lake näherten, umso gerader wurden die Straßen. Bis wir dann das Lenkrad auch einfach festbinden hätten können und eine Stunde schlafen. Schon als wir auf die Straße einbogen, dachten wir „da geht’s aber lange gerade aus“, nach der nächsten Kuppe und der nächsten und der nächsten ging es aber immer so kerzengerade weiter. Über 40 Meilen hieß es Tempomat auf 55, Lenkrad gerade halten und bloß nicht einschlafen.

Schließlich sind wir dann doch am Crater Lake National Park angekommen. Für $80 haben wir jetzt ein Ticket mit dem wir in sämtliche National Parks fahren dürfen. Nach, jetzt durchaus kurvigerer, Fahrt haben wir auch den erwünschten Krater erreicht und von verschiedenen Aussichtspunkten aus bestaunt. So einen riesigen See habt ihr noch nicht gesehen, dabei sieht der ja aus der Höhe (da gings scheiße tief runter und besonders gesichert ist da auch nichts) noch klein aus. Sebastian und ich haben auch gleich unsere Kameras gezückt und tonnenweise Fotos und erste Panoramen geschossen. Spätestens jetzt habt ihr auf den Fotos bestimmt auch unseren fünften Mitreisenden entdeckt. Ich glaube, es ist Zeit für Honig.

Zu Fuß kann man dann auf dem sogenannten Watchman Trail noch ein ganzes Stück höher, 128m um genau zu sein, auf schließlich 2456m. Oben hat dann ein netter Herr das Bild gemacht, das den Eintrag einleitet. Nachdem wir den Krater dann zum 100x fotografiert hatten, haben wir uns auch der Flora und Fauna ein wenig gewittmet, Chipmunks (süß) und Murmeltiere (arg schüchtern) gejagt (wenn auch nur mit der Kamera) bis wir schließlich zurück zum Auto sind und den National Park verlassen haben.

Schließlich haben wir uns wieder einen Campingplatz gesucht, Ashland, sagt das GPS, heißt die Ortschaft, an der wir den vorletzten Zelt-Stellplatz ergattert haben. Auf dem Weg haben wir auch Isomatten (natürlich im Walmart Supercenter) gekauft. Walmart hat inzwischen die Rentnerjobs (Tütenpacker) wegrationalisiert und durch Tütenkaruselle ersetzt. Eine Ablage für gekaufte Waren gibt es so gar nicht mehr, die Kassiererin packt alles sofort in Tüten (sogar Schlafsäcke werden nochmal verpackt). Weil’s schnell gehen muss und wir grundsätzlich ja faul sind, wird beim Abziehen der vollen Tüte die nächste gleich geöffnet. Irgendwer verdient durch das Patent bestimmt n Arsch voll Geld. Ohne Isomatten wäre die Nacht sicher unerträglich gewesen, der Boden war knüppelhart und uneben wie sau. Durch die Isomatte konnte wenigstens das Niveau der letzten Nacht (ok, ein bisschen besser) erreicht werden. Mein neues $3 Kissen mit dem $4 Bezug erhöhte den Komfort doch deutlich. Direkt hinter dem Zelt floss ein Bach vorbei, sodass man schon befürchten musste die ganze Nacht Harndrang zu verspüren, letztlich waren es aber die Stechviecher, die von dort ihre Armeen aussandten und uns schon bald pisackten. Endlich kam das Autan zum Einsatz, welches die Hauptsorge meines Cousins war, dass ich das auchh ja nicht vergesse aus Deutschland mitzubringen. Ich hasse das Zeug, aber die Viecher sind auch recht agressiv. Bis ich mir meine Präferenzordnung überlegt hatte war ich längst verstochen und stank trotzdem nach Autan, welches hier auch längst nicht alles abhält.
Ich denke bei diesem Eintrag sprechen die Bilder mehr als Worte. Sämtliche Bilder sind übrigens unbearbeitet. Ein paar „Insider“ sind auch versteckt, die betreffenden Personen werden sie schon erkennen ;-).

Und während ich die letzten Zeilen über Oregon schreibe, überqueren wir schon die Grenze nach Californien…




2 Kommentare:

  1. Das Auto wird mit nach Hause genommen, klar? ;) Scheint ja wirklich eine Menge fun zu machen da drüben. Bin schon auf die ersten Eindrücke aus den Big Cities gespannt :).

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  2. I'M A LEBOWSKI, YOU'RE A LEBOWSKI ^^

    Wie geil ist das denn!?!? Schöne Bilder, wieder recht informativer Text. Aber von deiner Esskultur hast du dich schon ziemlich verabschiedet, oder??? Barbecue Chips und Erdnussbutter? Naja wems schmeckt ;-)

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