Bevor wir uns aber ins Nachtleben von L.A. stürzen konnten, musste erstmal gewaschen werden. Geht zum Glück in der Lobby, wo man für günstige 1.75 waschen kann. Leider war die Maschine, an der man Scheine in Quarter wechseln konnte, defekt, die hätte ich nämlich gerne missbraucht um meine Quarter-Sammlung noch weiter zu vervollständigen. Da geht es nämlich nur schleppend voran. Kommt davon, wenn man überall mit Kreditkarte zahlt. Ein Foto unseres wäschebehangenen Zimmers musste ich natürlich auch unbedingt hochladen.
Wir wollten unbedingt mal echt mexikanisch essen, warum also nicht in L.A.? Schließlich war direkt am Eck eine gut aussehende entsprechende Bude. Nach Tortillachips als Appetizer entschieden wir uns alle für ein schönes, kühles Corona. Zum ersten Mal seit langem musste ich zum Alkohol-Kauf mal einen Ausweis zücken. In Serien und Filmen hört man oft von Burritos, ich wusste bis gestern nicht was das ist, also gleich mal bestellt. Ziemlich lecker. Mit Bohnen und Reis als Beilage macht das Ding ordentlich satt.
Frisch gestärkt konnte es also losgehen in die Los Angeleser Nacht. Das Wichtigste: der Walk of Fame. Wunderschön bei Nacht, aber gar nicht so leicht alles zu sehen, denn wo sich tagsüber Touristen tummeln, stehen nachts lange Schlangen Partypeople die an irgendwelchen Clubs anstehen. Obwohl wir die ganze Strecke, teilweise auch nochmal in der darauffolgenden Nacht, abgelaufen sind (und mein Gott ist das ein langer Walk of Fame!) haben wir somit vermutlich doch den ein oder anderen Stern nicht gesehen. Macht aber nichts, die wichtigsten waren dabei. Mich hatte vor allem, natürlich, der Stern von James Stewart interessiert, den ich schon vom Bus aus ausgemacht hatte. Am Anfang fotografiert man auch fleißig jeden Stern, der einem zusagt, irgendwann stellt man dann doch fest dass das eine reine Bilderflut ergibt und wird selektiver, bis man schließlich ganz aufgibt. Wozu auch.
Immerhin führte uns der Walk of Fame direkt zum Avalon, ein offenbar sehr beliebter Club in Los Angeles wo sich die DJ Größen der Welt die Klinke in die Hand geben. Auch so ziemlich der einzige Laden seiner Art, der nicht bereits um 2 Uhr dicht macht, sondern bis 6 Uhr morgens geöffnet hat. Ganz normal für uns, hier drüben etwas besonderes. Außerdem war 18+ Nacht, was bedeutete, dass man bereits ab 18 und nicht erst, wie sonst, ab 21 den Club betreten durfte. Überwältigender Blockbuster ist das Ergebnis. Das Avalon liegt ziemlich genau in der Mitte eines Staßenblocks und die Schlangen erstreckten sich rechts und links davon wirklich den gesamten Block runter. Den Teil des Walk of Fame konnten wir also schonmal getrost vergessen. Muss man durch, einfach an der Menge vorbei bis wir plötzlich von einer Dame des Avalon von der Seite angelabert wurden, ob wir denn angemeldete Presse, „pre-approved press“ wären. Hätten wir ein bisschen schneller geschalten, dass die uns womöglich kostenlos an allen wartenden vorbei in ihren Club schicken wollte, hätten wir wohl mit „ja“ geantwortet, so fiel uns nur ein zu sagen, dass wir einfach nur vorbeilaufen wollen. Unsere Kameras halt, kaum hat man etwas professionell aussehendes in der Hand und wirkt nicht total touristenmäßig, schon wird man überall für Presse oder Paparazzi gehalten. Toll. (Als wir übrigens später den Trick versuchen wollten, uns als Reporter eines deutschen Szenemagazins auszugeben, die einen Bericht über das Nachtleben Hollywoods schreiben, scheiterten wir leider. Alle Presse müsse pre-approved werden, immerhin erhielt ich die Daten derjenigen, mit der ich das ausmachen könnte. Puh, Gesicht gewahrt.) Aber wenn wir schonmal für ein Presseteam gehalten werden, dann will das auch ausgenutzt werden. Schaut das Video an, dann wisst ihr was ich meine. Einfach mal als deutsches Fernsehteam hingestellt und Leute darüber interviewt, was denn so toll am Avalon wäre. Auf dem Video ist auch nur ein Teil dessen zu sehen, was wir da mit den Leuten in der Schlange so getrieben haben, aber ich denke es vermittelt einen ganz guten Eindruck. Wir hatten jedenfalls einen Mordsspaß dabei. Mein Motto ist ja bekanntlich „wo mich keiner kennt, ist mir auch nichts peinlich“, da kann man das schonmal machen. Auch von außen war es da ja ganz schön und heiter beziehungsweise erheiternd. Frauen soweit das Auge reicht und auch noch die ganze Palette. Wenn ich sage ganze Palette, dann meine ich ganze Palette. Von „oh hallo schönes Kind“ bis „Mein Gott Mädel, dieses enge Kleid betont deine 5 Rettungsringe ganz ausgezeichnet. Und diese viel zu hohen Schuhe, auf denen du nicht laufen kannst lassen dich auch gar nicht lächerlich wirken.“ war wirklich alles dabei.
Unterwegs haben wir einfach mal alles und jeden angesprochen was uns über den Weg gelaufen ist, ein Heidenspaß! Ein netter Kerl namens Andrew hat uns über die Bedeutsamkeit des Avalon aufgeklärt, während sein betrunkener Kollege uns nach Ectasy fragte, es uns anbot oder ähnliches, genau habe ich dem sein Gelalle auch nicht verstanden. Also von Club zu Club, hier und da mal einen auf Fotograf gemacht und zwischendurch doch wieder komplett auf Tourist umgeschalten und sich gegenseitig mit irgendwelchen Sternen abgelichtet. In einige Clubs sind wir auch tatsächlich ohne Eintritt reingekommen und konnten uns ein wenig umschauen, mit dem Türsteher des ersten, ich glaube es war ein Laden namens Vibe, wollte auch unbedingt fotografiert werden. In den Laden wollten wir ja eigentlich auch nur rein um uns mal zu erleichtern, hat geklappt, die Musik dort war dann aber auch ziemlich gut, obwohl die Boxen sagenhafterweise nur mit Fahrradgummis befestigt waren.
Entlang des Hollywood Boulevard trifft man dann auch einen Haufen Leute, die mit irgendwas angeben müssen, aber doch total freundlich sind, wenn man ihnen ein bisschen Bewunderung zukommen lässt und sie interessiert ausfragt. Ein wunderhübsches weises Auto mit Suicide-Türen, blauer Unterbodenbeleuchtung, 26 Zoll Felgen und allerlei sonstiger feiner Sachen ist uns gleich ins Auge gefallen, daneben stand die ganze Gang des Besitzers. Mit dem haben wir uns auch wiedermal prima unterhalten, er konnte uns aber gar nicht sagen wie viel Kohle denn in dem Auto steckt. Noch kurz raushängen lassen, dass wir ja aus Deutschland sind und deswegen ja auch total viel Ahnung von Autos haben (stimmt jetzt ja nicht wirklich, aber behaupten kann mans ja mal) und den netten Herren, dessen Namen mir jetzt leider entfallen ist, gebeten, kurz vor seinem Auto zu posieren. Machte er doch mit Freuden, nachdem er noch ein wenig rumalberte und gleich auf die Knie ging, Hände über den Kopf, als ein Polizeiwagen mit Sirene vorbeifuhr. Ich habs ja schon ein paarmal gesagt, aber ich bin trotzdem weiterhin erstaund wie scheißfreundlich hier doch alle sind.
Von meiner Kamera bin ich auch weiterhin sehr begeistert, wenn ich sehe wie gut die Nachtaufnahmen geworden sind, bisher hatte ich sie ja nur bei Tag benutzt. Ein bisschen Geblödel an Sternen der Persönlichkeiten, wo man manchmal nicht so ganz nachvollziehen kann warum gerade die jetzt einen Stern auf dem Walk of Fame haben (warum zum Beispiel hat Keanu Reeves einen und Leonardo DiCaprio keinen?) und schon liefen wir einigen Polizisten auf Fahrrädern in die Arme. Jetzt hab ich also auch ein Fahrrad mit Blaulicht vorne und hinten gesehen. Faszinierend, würde da ein anderer Kollege des Walk of Fame jetzt sagen. Auch denen mussten wir natürlich gleich ein Gespräch aufhängen (sie fahren übrigens tags und nachts mit den Dingern, bei dem Verkehr kommt man mit dem Fahrrad oft anscheinend schneller ans Ziel) bevor wir uns am Kodak Theatre vorbei zum Hard Rock Cafe aufmachten.
Ich bin mir sicher, dass auch das Hard Rock Cafe bei Nacht einfach viel besser ist als tagsüber. Gut, allein schon wegen dem Barbetrieb, aber es hat schon was, einfach mal um kurz nach Mitternacht Klamotten-Shoppen zu gehen. Jetzt ärgert es mich, dass ich in Seattle und San Francisco eben nicht im Hard Rock Cafe war um die entsprechenden T-Shirts zu erstehen. Naja, irgendwann wird man schon nochmal da hin kommen und in Hollywood seine Sammlung zu starten ist an sich ja auch nicht schlecht. Da ich mich wiedermal nicht enscheiden konnte, hab ich einfach zwei T-Shirts gekauft, ein tolles in schwarz mit Silberbestickung und dem bald seltenen „Los Angeles“, sowie das klassische weiße mit Aufdruck „Hollywood“. Sich Artikel mit „Los Angeles“ zuzulegen sei eine gute Idee, meinte die nette Verkäuferin, den die wird es bald nicht mehr geben, dann gibt es nur noch Hard Rock Cafe Hollywood. Puh, gerade noch geschafft. Mit dem einfach nur bizarren Hard Rock Cafe Angestellten Reese musste ich mich von Sebastian natürlich auch gleich ablichten lassen. Der hat uns dann auch Microsofts neueste Entwicklung, so ungefähr ihre Version des iPads demonstriert. So eine Wand könnte ich mir zuhause auch vorstellen…
An Grauman’s Chinese Theatre haben wir uns dann auch nochmal in Ruhe umgeschaut und festgestellt, dass Arnold Schwarzenegger einfach nur riesige Pranken hat, während meine Händeziemlich genau in die Abdrück von James Stewart passen.
Dann kam da plötzlich, mitten im dichten Stadtverkehr, eine gewaltige Kolonne Fahrradfahrer daher. Natürlich mussten wir da auch gleich mal jemanden interviewen. Offenbar treffen die sich laufend um dann einfach mal nachts quer durch Los Angeles zu fahren. Da soll mal einer sagen, die Amis würden keinen Sport treiben. Eine Genehmigung braucht man für solche Späße offenbar auch nicht, die Polizei fuhr da auch völlig unbeeindruckt dran vorbei.
Winnie Puh hat auch einen Stern am Walk of Fame, da mussten wir natürlich unbedingt Halt machen bevor wir nochmal ins Hard Rock Cafe geschlappt sind um zu fragen, wo denn jetzt der Stern von Muhammad Ali wäre. An sich war der mit jetzt nicht so wichtig, aber schließlich ist der ja etwas ganz besonderes. Der gute Herr Ali konnte sich nämlich mit der Idee, dass irgendwelchen dahergelaufenen Leuten auf im herumtrampeln würden, gar nicht anfreunden. Daher ist seiner der einzige Stern am Walk of Fame, der nicht ma Boden sondern an der Wand des Kodak Theatre angebracht ist. Tja, Steilvorlagen schlagen wir ja grundsätzlich nicht aus, wenn sie auch noch von einer Berühmtheit stammen, dann erst recht nicht. Promt haben wir uns aufs übelste verrenkt um irgendwie einen Fuß auf den doch relativ hoch angebrachten Stern des Herrn Ali zu bringen. Hat ja, wie man sieht, auch geklappt. Haha, in your face, Muhammad. Oder sollte ich sagen Muha-haha?
Dann merkten wir, dass man ja doch recht weit in das Kodak Theatre hineinlaufen kann, bei Tag ist uns das gar nicht aufgefallen. Also bedächtigen Schrittes auch einmal den Weg gelaufen, den die Stars in freudiger Erwartung auf goldene schlanke Kerle entlang stolzieren. Ganz toll finde ich da, dass entlang des langgezogenen Einganges sämtliche Filme gelistet werden, welche die Auszeichnung „bester Film“ des jeweiligen Jahres erhalten haben. Ich suchte natürlich gleich nach 2003, is klar, Herr der Ringe 3. Bis ungefähr 2070 sind noch Plätze frei, bin gespannt was sie dann machen.
Ganz hinein in das Kodak Theatre sind wir dann doch nicht gekommen, aber es ist angeschlossen an eine Art Arcaden, eine Einkaufsstraße. Unser Blick fiel sofort der BestBuy Automat. So ein Schwachsinn, kann man iPods und ähnliches jetzt auch schon am Automaten kaufen. Is ja nicht so als hätten die Läden dort eh schon 24 Stunden geöffnet. Nun ja, wir haben uns dann viel mehr über den tollen Ausblick gefreut, den man von da oben über den Platz und den Hollywood Boulevard hatte. Ist man dort Hotelgast, darf man sogar noch höher hinauf. Ein paar Fotos gemacht, aber doch eher flott, denn wir waren dann doch schon ziemlich müde. Eigentlich schon auf dem Rückweg zum Motel sind wir dann noch über ein Grüppchen außergewöhnlich freundlicher Mädels aus der Gegend gestolpert. Könnte auch an deren Alkoholpegel gelegen haben. Aus einer Bachelorparty waren die rausgeflogen und hatten sich dann anderswo die Kante gegeben. Man konnte sich aber noch sehr gut mit denen unterhalten, alles Studentinen, eine studierte sogar Zeichensprache. Sehr exotisch. Wir durften diesen Sprachinteressierten dann auch gleich einige praktische Sätze ins Deutsche übersetzen, die man durchaus auch als unterschwellige Anmache auslegen könnte. Tja, mit ein klein bisschen Mühe hätten wir bestimmt ein paar von denen mit ins Motel nehmen können. Nein, so sind wir ja nicht, wir sind ja gut erzogene Gentlemen. Das muss ich hier ja auch so schreiben in Anbetracht dessen, wer alles mitliest ;-). Außerdem kamen dann auch ihre nicht ganz so betrunkenen anderen Freundinnen von der Bacherlorparty. Vielleicht hätte ich das Bild auch einfach so unkommentiert hier reinstellen sollen und euch spekulieren lassen, was da womöglich passiert oder nicht passiert ist... Inzwischen sind wir übrigens Freunde in einem sozialen Netzwerk und sie wollen unbedingt mal Party mit uns machen, hier oder wenn sie nach Deutschland kommen. Mal sehen. Auf dem Weg zum Motel noch toll gestaltete Star Trek Garagentore fotografiert und dann ab ins Bett.
Beim Bericht der „ersten“ Nacht muss ich es jetzt erstmal belassen, den zum Tag darauf muss ich nachliefern, ich fall hier nämlich gleich vor Müdigkeit vom Stuhl und muss ja morgen fit sein für die Fahrt auf der Route 66 nach Vegas, baby!
Der Wahnsinn wie er sich echt zum Vollhorst macht. Genialer Einfall von euch Jungs. Musste sehr lachen, bitte mehr solcher Videogags. Gerne auch aus Vegas. Simply Awesome!!!
AntwortenLöschenHehe geil, die Amis halt :D Das Video ist sehr amüsant und das Foto mit den Mädels natürlich Klasse! Weiter so, Schnecken checken :D
AntwortenLöschendirty german gel, christoph, kann sein, dass du nur die Männer angesprochen hast?
AntwortenLöschenUnd der Junge kann ja wirklich Deutsch!